Alles unstimmig: Rachen, Hals und Brustkorb

Manche Dinge ignoriere ich ganz gern. Wehwehchen zum Beispiel, die mich nicht unmittelbar einschränken. So war es bis vor ein paar Wochen mit bis dato etwas Heiserkeit, Druck ums Brustbein und kleinen Hüsterchen. Jetzt hat sich auch das zur Großbaustelle entwickelt. Also war ich heute mal wieder beim HNO.

Foto/Copyrigt: Petra Busch

Kaum waren die Gefäßkompressionen diagnostiziert, hatte ich nicht nur Probleme beim Einatmen („dank“ der Truncus coeliacus-Kompression), sondern fühlte mich, als würde mein Brustkorb mal eben so in der Presse zerquetscht. Dass da bei jeder Bewegung etwas reibt und schabt, ist nicht neu. Aber dass ich dadurch kaum noch Luft kriege, schon. Bis in den Mund hinauf schmerzt es. Tag und Nacht: Lunge, Hals, Kehlkopf, Zunge. Mich plagen ein ständiger Hustenreiz und Räusperzwang – Letzteres macht den gereizten Hals nicht wirklich besser. Seit einer Woche bleibt manchmal die Stimme weg. Komplett. Und zum Schlucken muss ich mich darauf konzentrieren. Sonst verschlucke ich mich.

Atmen bedeutet Röcheln. Sprechen Krächzen. Schlucken Ver-Schlucken.

Heute früh erneute Verschlechterung. Also HNO angerufen. Sofort Termin bekommen. Und ergo direkt vom Hausarzt (dort war ich zum Blut abnehmen – die anstehende MR-Angiographie braucht aktuelle Nieren- und Schilddrüsenwerte) zum Hals-Nasen-Ohren-Doc gefahren. Er ist einer der wirklich klasse Ärzte. Hört zu. Untersucht gründlich. Denkt mit. Nimmt sich Zeit. Gesehen und getastet hat er eine sehr gereizte Speiseröhre und steinharte Muskeln auf meiner linken Halsseite.

Ursache Verspannung? Instabile HWS? Stiller Reflux? Dunbar?

Ursachen meiner neuen Beschwerden können viele vorliegen. Verspannungen. Auswirkungen meiner instabilen Halswirbelsäule. Stiller Reflux (ohne Sodbrennen) – auf den tippt der Gefäßkompressionen-Diagnostiker in Leipzig. Denn die Truncus coeliacus-Kompression (Dunbar-Syndrom) begünstigt oft genau diese Symptome. Das Problem: Stiller Reflux reagiert nicht auf die üblichen Medikamente (Protonenpumpenhemmer (PPI)/Säureblocker). Denn er entsteht anders als der „normale“, gastroösophageale Reflux.

Zwar steigt wie beim klassischen Reflux auch Säure aus dem Magen auf. Ebenso aber gelangen Pepsine aus dem Magen in Hals und Atemwege. Pepsine sind Magenenzyme, die im sauren Klima Proteine verdauen. Im Magen ist das auch gewollt. Der ist geschützt gegen Pepsine. Nicht aber Hals, Mund und Atemwege – die wie der gesamte Mensch aus Proteinen bestehen, und in die auch Säure aus dem Magen gelangt. Was also passiert? Pepside treffen Säure außerhalb des Magens – und verdauen dort munter weiter. Und zwar Teile des Körpers, die definitiv nicht verdaut gehören: die Schleimhäute in Hals, Rachen, Mund und Lunge. Das kann mit der Zeit fiese Folgen haben. Bis hin zu bösartigen Tumoren.

Anders essen, noch mehr Medis?

Zuerst einmal: säurearm essen und trinken. Damit die Pepsine weniger Angriffsfläche haben. Nix Heißes, nix Fettiges, nix Kaffee, nix Schokolade … Räuspern vermeiden (einfach gesagt). Vielleicht später doch einen PPI nehmen? Oder auf eine OP der Gefäßkompressionen hoffen?

Mitte August ist die MR-Angiographie zur Darstellung der Truncus coeliacus-Kompression. Ein paar Tage später dann Termin mit einem Gefäßchirurgen zwecks Zweitmeinung zu den Gefäßkompressionen. In der Klinik wird dann gleich noch eine Dünnschicht-CT-Angiographie angefertigt, mit der sich die Stenose der linken Nierenvene (Nussknacker-Syndrom) gut darstellen lässt. Nierenphlebologie mit Druckmessung kommt auch noch – da die Niere „ziemlich ungut“ aussah in der Farbdoppler-Sono. Ist die Ursache der Hals-Mund-Beschwerden der Reflux, so schafft eventuell eine OP der Dunbar-Kompression Abhilfe. Es gibt aber auch Patienten, die nach der OP weitaus schlimmere Beschwerden haben.

Es bleibt schwierig.

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