Noch nicht das Ende
Dass ich Silvester 2018 noch (er)lebe – damit habe ich nicht gerechnet. Doch nun sitze ich an meinem großen Teakholztisch, versuche zu tippen, was schwer fällt. Nicht wegen mir, sondern wegen des großen schnurrender Katers, der sich nicht entscheiden kann, ob er auf der Tastatur herumtrampeln oder mein Kinn mit seiner nassen Schnauze traktieren soll. Der Rest der Katzenbande liegt am Fenster vor dem Nebel und beobachtet mich. Ob sie ahnen, dass sie für den Fall des Falles schon alle ein liebevolles neues Zuhause haben?
Wahrscheinlich ja. Zumindest spüren sie die Veränderung. Drei Katzen fehlen, denn Merle und Frau Fussel sind im August schon in ihr neues Zuhause gezogen, und Paulinchen ist im Oktober gestorben. Ich vermisse die drei ganz schrecklich. Und doch: Sieben Katzen zu versorgen hätte ich nicht mehr geschafft. Genauso wie ich es kaum noch packe, Freunde zu treffen, einzukaufen, den Haushalt zu machen. Oft weine ich. Die Samtpfoten kuscheln dann besonders viel. Sie spüren genau, was passiert.
2018 war das schlimmste Jahr meines Lebens. Eine schlimme Diagnose hat die andere gejagt, und erst gerade sah es noch so als, als würde eine vermutete Carotis-Dissektion auch die vier verbliebenen Katzen in ihr neues Zuhause bringen. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt. Und abgesehen vom körperlichen Verfall ging es mir seelisch nicht so schlecht in den letzten Wochen. Vielleicht, weil langsam die Akzeptanz der unheilbaren Erkrankung eintritt. Die Ruhe, mit der ich dem, was das Ehlers-Danlos-Syndrom mir noch bringen wird, entgegensehe.
Fast alle Freunde sind an meiner Seite geblieben. Auch wenn schwierige Phasen die erste Jahreshälfte begleitet haben, wenn Schweigen und Nicht-Verstehen übermächtig wurden. Dass meine liebsten Menschen und ich seit Sommer wieder lachend zusammensitzen, gehört zu den guten Dingen dieses Jahres. Auch, dass ich ganz wunderbare neue Menschen kennengelernt habe. Viele mit EDS, andere dank meiner Schnurrmaschinen.
DANKE, dass ihr da seid: Sandra, Jeanette, Melli, Geli, Sylv & Jörg, Kati & Martin, Jörg, Gina, Brunobär, Dirk, Paul, Caro, Babbelgosch, Diana, Jasmin, Chatgruppe „Schlaflose Zebras“ und so viele „Textinen“. Und nicht zuletzt die vielen Facebook-Freunde, die meine geliebten Fellgefährten in diesem Jahr mit fetten Futterpaketen unterstützt haben. Ihr habt nicht ge- und verurteilt, sondern versucht zu verstehen, was mit mir passiert. Ohne euch wär alles nix.
In diesem Sinn, liebe Wackelzebra-Leser*innen: Kommt gut ins Jahr 2019, bleibt friedlich, erneuert die Welt zum Guten, erzählt einander wunderbare Geschichten und vor allem: liebt! Euch, andere, alle Wesen dieser Erde und unseren Lebensraum. Wir und vor allem unsere Kinder und Enkel (und deren aller Katzen 😉 ) brauchen ihn noch.
Passt gut auf euch und eure zwei-, vierbeinigen und geflügelten Lieben auf!