Von reitenden Kniescheiben und galoppierender Arthrose

Duftende Tannenwälder, Sonne und buntes Vogelgezwitscher: Vor einem Jahr noch bin ich fast täglich durch die Natur gestreift. Liegen endloser (Schwarz)Wald und Wiesen doch direkt vor meiner Tür. Ich war spazieren. Oft joggen. Knapp ein Jahr später schaffe gerade noch die 500 Meter zu Bäcker. Im Wackelgang. Meine Knie sind futsch.

Foto/Copyright: Petra Busch

Gestern endlich hat sich ein Orthopäde meiner angenommen. Nicht, dass es der erste war, den ich konsultierte. Aber der erste, der wirklich zuhörte. Ein Mediziner, der nicht nur abgewunken, sondern untersucht, sich Gedanken gemacht und dann meine höllisch schmerzenden Knie geröntgt hat. Ein neuer Lichtblick in der Ärztelandschaft. So wie auch mein Schmerztherapeut und mein Internist.

Die Röntgenbilder beweisen, was wenige Tage zuvor ein renommierter Uniklinik-Professor und ein kompetenter Rheumatologe für Blödsinn erklärt haben:

Meine Knie sind kaputt. Beide.

Die Kniescheiben sitzen nicht mehr in ihrem Gleitlager. Sondern reiten jeweils auf dem äußeren Teil der Trochlea. Springen daher bei manchen Bewegungen gern aus dem Gelenk heraus und bescheren die extrem schmerzhafte Patellaluxation. Dazu habe ich bereits eine hübsche Arthrose. Die Gelenkknorpel bauen ab, laut Orthopäde in galoppierendem Tempo. Als Folge ist auf beiden Seiten der Gelenkspalt bereits deutlich schmaler und die Knochensporne sind sichtbar geworden. Sprich: Knochen reibt auf Knochen. Entzündung inklusive.

Die Bandagenverordnung musste ich in die Tonne kloppen: Nach dem Probieren vieler verschiedener Modelle aller möglichen Hersteller, hab ich aufgegeben. Jede Bandage steigert die Schmerzen. Weil die Sehnen, die bei jedem Schritt schnappen, dann noch mehr eingequetscht werden. Was also tun?

Therapie  ist fast unmöglich.

Muskeln der Oberschenkel auftrainieren? Mache ich ohnehin. Täglich ein bis zwei Stunden stärke ich mit dem Kevin Muldowney Protocol sämtliche Muskelgruppen um alle Gelenke. Und bin dadurch etwas stabiler. Wenn etwas nicht so geht, wie es sollte, hilft Kevin mir quer übern Teich per Chat. Auch meine Physio ist für mich da. Helfen können bei den Knien beide aber nicht so recht. Vielleicht also Knie-OP. Irgendwann. Denn jeder chirurgische Eingriff bedeutet beim Ehlers-Danlos-Syndrom ein großes Risiko.

Wenn’s alles nicht so böse wäre, hätte ich jetzt gut lachen: über die nur wenige Tage zurückliegenden Aussagen, das sei doch alles subjektiv. Das habe doch jeder. Und mit vier Wochen stationärer Psychotherapie und Belastungstraining im Gelände sei mein Gehirnspuk erledigt.

Ja, liebe gewisse Ärzte. Demonstriert uns Zebras mit Bindegewebserkrankung(en) mal bitte, wie zackig Ihr mit zwei arthrotischen Knien, luxierenden Kniescheiben und wehender Mähne durchs Gelände galoppiert. Durch sonnige Tannenwälder oder meinetwegen auch durch die Prärie. Bitte? Was heißt, das geht nicht? Echt jetzt, das tut weeeh? Bestimmt nur in Euern Köpfen. Reine Einbildung.

Ja, vor allem Einbildung 😉

 

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