Mein zweiter Cannabisblütentee. Oder: Am Bahnhof hätt ich mehr davon gehabt

Neue Dosis, neues Schmerz-weg-Glück? Nichts da. Mein zweiter Versuch, mit Cannabisblütentee meine Schmerzen zu lindern, ist gescheitert. 

Nach dem schlechtesten Trip meines Lebens habe ich Rat in den internationalen EDS-Gruppen auf Facebook gesucht. Mich erneut ins Nirvana irrer Halluzinationen und Schweißausbrüche zu schießen, war keine Option. Also schilderte ich in den geschlossenen Foren meine üble erste Erfahrung und hoffte insbesondere auf die Antworten der Ehlers-Danlos-Zebras aus den USA.

Foto/Copyright: Petra Busch.

Dort nämlich ist der Umgang mit Cannabis – das in Deutschland erst seit März 2017 überhaupt zu therapeutischen Zwecken zugelassen und dennoch nicht einfach zu kriegen ist – ein viel offenerer. In Kalifornien zum Beispiel genügen ein (Reise)Pass und die Genehmigung zum Cannabiskonsum, die extra darauf spezialisierter Ärzte ausstellen. Hat man diesen Indikationsnachweis, so geht man damit in eine Dispensary – eine Art Apotheke nur für Cannabis – und  erhält, was man braucht. Zu etwa einem Sechstel der deutschen Preise.

Die amerikanischen EDS-Betroffenen waren sich einig: Ich solle mit maximal einem Drittel der zuerst versuchten Dosis beginnen. Also drei Mal täglich 50 ml Cannabisblütentee statt drei Mal 150 ml versuchen. Wenn’s nach den ersten 50 ml gut gehen und ich nicht wieder dem Rausch verfallen würde, eventuell etwas nachlegen. Später dann die Mittagsration. Einfach vorsichtig herantasten. Bedeutete: 0,16 Gramm Blütengranulat 15 Minuten in gut 150 ml Wasser kochen. Morgens, mittags und abends hätte ich dann je 50 ml.

Gesagt, getan, getrunken. 

Gewartet. Gewartet. Gewartet. Eine Stunde. Zwei. Nichts passierte. Weitere 20 ml getrunken. Gewartet. Gewartet. Gewartet. Wieder 20 ml getrunken. Es wurde Mittag. 50 ml getrunken.

Gewartet, gewartet, gewartet.

Nun ja, ich mach’s kurz: Es ist nichts passiert. So einfach ganz und gar nichts. Weder ließen die Schmerzen nach noch sah ich lila, grün und golden, keine Dreiecke tanzten um mich und auch die blinkenden Kreise ließen auf sich warten. Kein glitzerndes Kaleidoskop suchte mich heim, keine schrille Musik brachte mich zum Zittern. Es blieb still. Und ich frustriert. Ich wollte weder singen noch tanzen, ich wollte einfach nur weniger Schmerzen haben.

Wenigstens blieben mir nun Schwindel und Schweißausbrüche erspart. Nicht aber die rettende Novalminsulfamon-Dosis. Kurz war ich versucht, die Tropfen in den Rest Cannabistee zu schütten und alles uns Mal runterzukippen. Hab’s dann aber doch gelassen. Wer weiß, ob dann nicht doch noch irgendwelche Quadrate oder Kegel gekommen und mich zum Irren Tanz aufgefordert hätten. Manche Dinge muss man echt nicht zweimal haben.

Und die Erkenntnis? Am Bahnhof hätt ich mehr davon gehabt. Da lungern ja genügend potenzielle Cannabis-Abnehmer herum. Bei einem CBD/THC-Verhältnis von 1:20 wäre ich garantiert auf einen guten Preis gekommen. Statt auf einen langweiligen Nicht-Trip. Ne. Natürlich verkaufe ich keinerlei Medikamente weiter. Never ever. Weil ich Sucht nicht unterstütze. Sowieso einen Polizisten statt eine Junkie anquatschen würde. Und weil ich nicht so schnell aufgebe. In diesem Sinn: Auf einen baldigen dritten Versuch. Prosit!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin für Drogen einfach nicht gemacht.

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